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DAVE Podcast #53 – DJ Painkiller

Ein richtiges Narrativ eröffnet uns DJ Painkiller mit seinem Beitrag für die DAVE-Podcast-Reihe. Aufmerksames Zuhören lohnt sich also beim Mix des letztjährigen Zweitplatzierten im DAVE DJ Contest, der sich zudem als Booker in der vielbeinigen Crew des Chimaera Festival und als Teil von Miami Weisseritz in der Clubkultur verdingt. Lest das Interview mit dem Vinyl-Only-DJ  samt wichtiger Appelle also am besten parallel, während ihr diesen hervorragenden Trip von einem Mix hört.

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DAVE Festival · DAVE Podcast #53 – DJ Painkiller

Herzlichen Glückwunsch zur Platzierung beim DAVE DJ Contest 2024. Wie hast du die Prämierung erlebt?

Ich war tatsächlich auf Sardinien, vielleicht auch noch auf Korsika. Anyway, auf jeden Fall habe ich mich sehr über den Gruß aus Dresden gefreut. Vielen Dank! Da habe ich mich natürlich gefreut wie Bolle, dass mein Mix so gut angekommen ist!

Was hast du dir für den Mix hier überlegt?

Witzigerweise würde ich sagen es ist fast so etwas wie eine Vertonung der freudigen, aber auch melancholischen Zeit, in der der Mix entstanden ist: Die Zeit vor und nach Weihnachten sowie die Tage bis Silvester mit dem anschließenden Kater und den guten Vorsätzen für das neue Jahr.
Wer ganz genau zuhört und auf die Lyrics achtet wird merken, dass es tatsächlich das Storytelling einer beginnenden und sich im Laufe des Mixes beendende Liebe ist, welche gespickt ist mit lauter Erkenntnissen des Liebens und Momenten der Reflexionen. Ob das jetzt einen realen Bezug hat, lass ich an dieser Stelle offen, aber ich glaube, es lässt sich über einiges mit dem Mix nachdenken und Erinnerungen schwelgen. Gerade an Menschen, die man vielleicht man länger nicht gesehen hat…

Wie würdest du deinen Stil beim Auflegen beschreiben?

Gute Frage. Technisch betrachtet lege ich ausschließlich mit Vinyl auf, was mein Auflegen stilistisch sehr stark formt. Ohne Display und Loop und mit einer für mein Gefühl anders organisierten Library lege ich ziemlich intuitiv auf und mixe auch entsprechend. Der Mix ist dann auch immer stark von den Gegebenheiten vor Ort bestimmt.
Vom musikalischen Stil her würde ich mich irgendwo zwischen House und Ambient, deren Zwischenräumen und seinen Randerscheinungen verorten. Tatsächlich hab ich auch ein Radio-Projekt, was, auch wenn es sehr selten zu belachen ist, mich musikalisch und technisch nochmal komplett anders abholt. Da geht es primär darum, die ganzen dadaistischen B-Seiten mit der nötigen Prise Udo Jürgens (RIP) und Fassbier zu spielen.

Wie bist du zum Auflegen gekommen?

Zum einen bin ich leidenschaftlicher Sammler, zum anderen hat mich elektronische Musik stark sozialisiert und politisiert, sodass es nur folgerichtig war, beides im Hobby des Auflegens zusammenzugießen.
Irgendwann gab es dann Geld für Plattenspieler und Schallplatten und die ersten eigenen VAs und Gigs und so weiter und sofort. Ihr kennt die Story.

Was macht für dich eine*n gute*n DJ aus?

Skill, Vibe, den Wunsch das Publikum mit auf eine Reise zu nehmen – Stichwort Storytelling – und die Bereitschaft musikalische Trends zum Schutz des eigenen Stils links liegenzulassen.

Wie schätzt du die Dresdner Clubszene ein?

Ich mag sie, weil sie familiär ist. Die besten Partys habe ich auf jeden Fall in Dresden gefeiert. Musikalisch holt sich mich nur noch gelegentlich ab, aber das ist vollkommen ok, weil viel Musik die ich inzwischen höre eher selten im Club in Dresden zu finden.

Ich persönlich würde mich wieder sehr über eine regelmäßige gute selektierte House-Reihe freuen, aber ich denke da ist mit der Pluto auch was entstanden (auch wenn ich bis jetzt nur einmal da war lol).

Ich denke mit dem Chimaera haben wir ein tolles Festival gegründet, welches, auch wenn es inzwischen aus mehreren Städten dezentral organisiert wird, seine Wurzeln in der Dresdner Club- und Open Air-Kultur (bei dem Wort wird offensichtlich, dass ich nicht aus Dresden komme lol) hat.

Ist Dresden ein gutes Pflaster, um sich als DJ musikalisch zu entwickeln oder wünschst Du Dir mehr Unterstützung?

Jaein, ich glaube, zum Veranstalten ist es wirklich ideal. Zum Auflegen gibt es zum einen wenig Clubs, zum anderen aus meiner Perspektive wenig progressive Veranstaltungsreihen. Dazu kommen in dem Sinne wenige „klassische“ residencies womit sich die Line-ups meistens aus den veranstaltenden Kollektiven bestücken.

Welche der Dresdner Talente schätzt du?

Talente haben so etwas unbekanntes Neues an sich. Es gibt einige gute DJs in Dresden, aber im Hinblick auf diese Einschränkung haben mich Julien Vogel, Jana Lütkewitte und Albert Gouthier mit ihren audiovisuellen Ambient-Electronica whatever Konzerten auf dem Chimaera Festival wirklich im Sinne des Wortes „Talent“ beeindruckt.

Generell wird gerade viel über die schwierige Lage der Clubkultur gesprochen: Wie ist deine persönliche Sicht auf diese Probleme? Was würdest du anders machen? Was wünschst du dir bzw. was sollte man anders machen?

Ich denke, die gesamte Kulturbranche hat es gerade schwer, was zusätzlich durch die neoliberale, austeritätsfixierte Kulturpolitik verstärkt wird. Ich denke im Hinblick auf die gestiegenen Kosten, bei gleichzeitig stagnierenden oder schrumpfen Reallöhnen eines Großteils der Gäste elektronischer Subkultur ist es wenig überraschend, dass es der Szene schlecht geht, aber deswegen nicht weniger verärgend. Ich hätte ein Kultursupport à la Kulturticket toll gefunden, um in diesem Bereich die steigenden Lebenskosten partiell abzufedern.

An dieser Stelle ist auch nochmal auf die extrem angespannte Lage der Festivals zu verweisen. Auch wenn das Chimaera jetzt zweimal ausverkauft war, schlafen wir alle besser, wenn ihr eure Tickets nicht erst ein Monat vorher kauft.

Letzte Worte?

Seid lieb zueinander, kommt zum Chimaera und supportet eure regionale Kultur, weil wenn die flöten geht, folgt die Verrohung und die finale Kommerzialisierung und Mainstreamisierung oder halt einfach das Verschwinden eurer geliebten Clubs, Festivals und Kollektiven. Appell Ende

Tracklist?

Hab ich tatsächlich auf dem Weg zum weihnachtlichen Zuhause – auf dem ich mich gerade befinde – auf meinem Pult liegen lassen. Wenn gewünscht dürft ihr aber gerne Kommis bei dem Mix lassen und ich gucke, ob ich mich erinnern kann. Einiges ist Vinyl only, anderes ist kennt ihr vielleicht auch. Hab euch lieb. Bis dann 🙂

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