LOMO ist am Start und das solltet ihr euch nicht entgehen lassen. Ihr bounciger Ansatz beim Auflegen ist definitiv fest im Hier und Jetzt der Clubkultur verankert. Ihr Mix für die DAVE Podcast-Serie geht ein wenig einen anderen Weg als im Club, obwohl er sich auch stets nach LOMO anhört. Wie die Unterschiede zustande kommen, erklärt sie in einem sehr reflektierten Interview, das auch ihre ganz eigenen Ansichten auf Herausforderungen und Chancen der aktuellen Clubkultur auf den Punkt bringt.
? Phil Dittrich
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Hallo, ich bin LOMO. Ich bin Mitbegründerin des Kollektivs SOKO_RAVE und neben Veranstaltungen mit unserem Kollektiv bin ich auch seit letztem Jahr im Programmteam des DAVE-Festivals. Dadurch habe ich auch die Möglichkeit erhalten, noch mal ganz anders hinter die Kulissen zu blicken.
Für den Mix habe ich wie immer einen relativ bouncigen Sound eingepackt, diesmal mit ein paar mehr sich aufbauenden perkussiven Anteilen, als man vielleicht von mir gewohnt ist. Grundsätzlich mag ich kleine, verspielte Samples, auch Richtungswechsel in den Tracks. Das war mir bei der Auswahl dieses Mal wichtig und ich hab versucht ein bisschen mehr drauf zu achten und mich nicht von den ganzen anderen tollen Tracks, die ich auch gerne höre, ablenken zu lassen. Und weil mir klar war, dass man den Podcast wahrscheinlich auch eher so zu Hause hört oder mit Kopfhörern, habe ich auch mehr Luft gelassen für lange Breakdowns und die auch mal ausspielen lassen, was ich so im Club glaube ich nicht mehr oder eher seltener in dem Umfang machen würde.
Ich weiß es immer sehr zu schätzen, wenn eine Person ihren eigenen Stil mitbringt. Das muss auch gar nicht heißen, dass man nur Tracks hört, die man gar nicht kennt, sondern dass es spürbar ist, dass da eine eigene Kuration stattgefunden hat. Ich mag es auch sehr, wenn Leute einen mitnehmen auf eine Reise und man auch Tracks hört, von denen man denkt, wow, wenn ich die jetzt einzeln gehört hätte, hätte ich die wahrscheinlich nicht angehört oder sie hätten mir nicht so gut gefallen, aber so im Kontext von allen wirkt es dann einfach stimmig.
Und natürlich ist es auch immer interessant, wenn man den Leuten zusehen kann und sieht, wie sie mit den Tracks umgehen, sie modulieren, sie verändern und so auch eine eigene Komposition aus dem Ganzen schaffen. Es ist natürlich auch immer spannend zu sehen, wenn Leute technisch sehr gewieft sind und spannende Dinge machen mit dem Mixer. Wobei ich denke, dass es nicht immer eine Notwendigkeit ist, um ein gutes Set zu spielen. Aber natürlich macht es das auch immer wieder spannend zu sehen, wie neue Musik auch eben verändert, wie wir mit ihr umgehen. Ich denke, wir beobachten gerade, das auch viele Tracks, zumindest im Techno und Trance und Hardgroove sehr sehr viel kürzer sind und das führt natürlich auch dazu, dass die Art wie gespielt wird, sich verändert. Und ich hab auch das Gefühl, dass die Tracks, daraufhin produziert werden, viel härtere Cuts zu spielen. Das macht natürlich auch was und es ist spannend zu sehen, wie verschiedene Personen damit umgehen.
Ich denke, es ist viel herausfordernder oder anders herausfordernd als vor 10 Jahren, wo auch das Tempo noch ein bisschen langsamer war. Und ich denke, es gibt Leute, die können damit sehr, sehr gut umgehen, oder die entscheiden sich doch explizit dagegen und spielen sehr geschmeidige Übergänge, sehr flächige Musik und das finde ich natürlich als Gegenbewegung auch immer spannend.
Puh, das ist eine schwierige Frage. Ich hätte das Gefühl, dass wenn ich jetzt Einzelpersonen nenne, ich immer wieder wichtige auslassen würde.
Wenn ich mir aber die Clubszene anschaue in Dresden, wie sie heute ist, denke ich, dass ProZecco was ganz Wichtiges geleistet hat und auch schon sehr früh und wir alle von den Bestrebungen von ProZecco bis heute profitieren als FLINTA*Personen, z.B. dass Clubs darauf achten, dass FLINTA*Personen in den Lineups zu 50% oder zumindest annähernd 50% vertreten sind. Danke für die Vorarbeit! Das ist auf jeden Fall in anderen Städten und Orten noch nicht so angekommen.
Ich fand Auflegen schon immer total spannend und hab gerne eher so daheim probiert, verschiedene Tracks miteinander zu mischen, hatte aber gar nicht so die Technik oder das Skillset dafür. Es hat sich dann ergeben, dass ich bei Freunden mal üben konnte und die mir so gezeigt haben, wie das grob geht. Und wir haben dann auch WG-Partys gespielt.
Und darüber bin ich dann wiederum für Gigs angefragt worden in der Free Party Szene und dann hatte ich irgendwann auch so ein paar Mixes gemacht, die ich dann auch online gestellt habe. Und über die SOKO_RAVE, mit der wir dann einfach immer mehr Veranstaltungen organisiert haben, haben sich dann auch Dinge in die Dresdner Clubs ergeben, inzwischen auch mal außerhalb Dresdens.
Es wird einem eigentlich auch oft zurückgespiegelt, dass die Szene so in der Form, wie sie ist, auf jeden Fall besonders und einzigartig ist. Ich würde sagen, die Dresdner Clubszene ist sehr vielfältig. Und bunt im Vergleich zu dem, was auch Städte von einer ähnlichen Größe oder sogar auch größere Städte zu bieten haben. Ich finde es super toll, wie offen die Clubs sind, auch für Neuzugänge, so dass es eigentlich immer neue spannende musikalische Positionen gibt, die man auf den Floors finden kann.
Ich finde es auch cool, dass sich jetzt neue Clubs auch gegründet haben, wie der Kashay, der auch noch mal ein anderes musikalisches Programm fokussiert. Ich denke, Vielfalt ist immer gut.
Was mich auf jeden Fall als Gästin und Veranstalterin auch einfach sehr beschäftigt, ist der Wandel in der Clubszene, dass die Leute anders weggehen, was auch ganz verschiedene Gründe hat, und es auf jeden Fall spannend wird die nächsten Jahre, wie wir alle mit diesem Wandel umgehen. Und ich hoffe, wir können da zufriedenstellende Lösungen finden, in der es weiterhin eine so vielfältige Clubszene gibt. Wenn wir nach Leipzig gucken, sehen wir auch schon, dass eben so Orte wie das IFZ zum Beispiel am Ende des Jahres schließen werden und das erfüllt mich natürlich auch mit großer Sorge.
Mir fällt es schwer meinen Stil zu beschreiben, wenn es jetzt darum gehen würde, beim Genre zu bleiben. Ich browse durch alle möglichen Plattformen und bei mir auch super gerne neue Sachen an und bin sehr offen dafür.
Bin grundsätzlich einfach immer happy, Tracks zu finden, die gute Laune machen und bewege mich dabei meistens so zwischen 138 und 145 bpm.
Wichtig ist mir auch die Balance aus perkussiven, melodischen Anteilen und ich bin auch sehr offen dafür, dass es Lyrics gibt, wobei ich das auch nicht bei jedem Track brauche und da gerne auch abwechsle zwischen Tracks, die Lyrics drin haben, die einen so ein bisschen mittragen und auch manchmal so festhalten und Tracks, in denen das weniger vorkommt oder gar nicht.
Ich mache auch gerne meinen harten Cut, wenn es von dem einen Track zum anderen geht. Wenn sich aber auch die Möglichkeit ergibt, ein Element aus dem nächsten Track schon lange im Voraus einzuspielen oder in einem Breakdown von dem einen in den anderen Track zu gehen, dann nutze ich die auch gerne. Hängt natürlich immer davon ab, in welche Richtung man mit dem Set möchte und was man auch gerade so an Musik da hat, die man spielen mag.
1 – Asphalt DJ – 8 Ball
2 – Linus Villa – Endurance
3 – Infiltrator – Atom
4 – Random Order – Bruckner
5 – Impulse – Horse Power
6 – Takt – Groove Chaser
7 – Danny Wabbit – Gotta Kill Bill
8 – Kincaid – Vent (Harba Remix)
9 – Hadone – Tool 9
10 – JKS – The Maze
11 – KATE – Tool 3
12 – PYLOT – I’M ALWYS (Specific Objets Remix
13 – X-CLUB – New World Expression
14 – Bailey Ibbs & JKS – Rituals
15 – MYKI – EEE
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