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DAVE Podcast #16: Danger Hunt

Der neue DAVE-Podcast kommt diesmal von Danger Hunt, einem der Gewinner des DAVE-DJ-Contests 2017. Noch gar nicht so lange hinter den Plattentellern, hat er sich schon ein feines Skill-Set aufgebaut, das auch seine vielfältige Backstory in Sachen Musik nicht verhehlt. Vielen Dank für einen großen Mix und ein echt interessantes Interview über seine Philosophie beim Auflegen.

Hey Jonas, vielen Dank für deinen Beitrag! Stell dich doch mal denen vor, die dich noch nicht kennen?

Hey DAVE! Ich bin Jonas, wohne seit 2011 in Dresden und habe vor ca. drei Jahren begonnen, unter dem Alias Danger Hunt aufzulegen.

Wie bist du zum Auflegen gekommen?

Musik begleitet mich schon mein ganzes Leben. Ich habe als Kind mit Schlagzeugunterricht begonnen, mit Schulfreunden eine Metalband gegründet und später, als ich nach Dresden gezogen bin, kam auch noch eine Indie-Electro-Band dazu. In dieser Zeit wurde mein Interesse für HipHop und elektronische Musik geweckt,  ich machte meine ersten richtigen Cluberfahrungen und von da war es auch nur ein gerollter Kiesel zum Selbst-Auflegen-Wollen. Ich denke gern daran zurück, wie ich mit meinem Kumpel Lukas die ersten Mixversuche auf seinem Controller unternahm und wir uns ausmalten, selbst auf Parties zu spielen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist.

Du hast ja beim DAVE DJ Contest gewonnen. Hättest Du damit gerechnet? Und wie waren die Gigs in diesem Zusammenhang?

Keinesfalls, ich war sogar ziemlich aus dem Häuschen! Von einigen Abstimmern habe ich gehört, dass sie mein Set mochten, gerade weil es etwas eigenständiges und ganz anderes war als die meisten anderen – das hat mich besonders gefreut. Der Gig in der Koralle war trotz Nervosität ganz cool, auch wenn zu meiner Spielzeit nicht mehr so viel los war. Umso besser waren dafür die Sachen, die sich danach für mich ergeben haben. An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön an alle Unterstützer und für das viele positive Feedback!

Was macht für Dich eine/n gute/n DJ aus?

Das ist eine schwierige Frage, bei der für mich viele Faktoren eine Rolle spielen: Gute DJs müssen den Spagat schaffen zwischen Dienstleister- und Künstlersein, sie sollten im Idealfall zu Zeremonienmeistern des Rituals PARTY werden, ohne dabei selbst zum Kultobjekt zu avancieren. Auf jeden Fall benötigen sie Grundfertigkeiten wie Rhythmusgefühl, einen weiten musikalischen Horizont und Einfühlungsvermögen. Ein sehr guter DJ schafft es dann mit seiner Energie auch Leute außerhalb seiner musikalischen Sphäre in seine Welt zu holen und mit zu reißen, bringt immer wieder Abwechslung in sein Set und hat vielleicht sogar eine Prise Humor. Ein DJ, der für mich diese Fähigkeiten in sich vereint und den ich sehr bewundere ist DJ Paypal. Im Januar durfte ich ihn im Rockefeller Center supporten und er hat bestimmt drei Stunden mit supernovaesker Energie gespielt, ohne dabei einmal seine Kopfhörer zu benutzen!

Welche Musik magst du besonders gerne? Was ist dein Stil beim Auflegen?

Ich höre viel unterschiedliche Musik, was sicher auch auf mein Auflegen abfärbt. Zuhause läuft bei mir immer Jazz, Bossa Nova, Funk, HipHop, Beats oder Ambient. Gerade habe ich auch eine Phase, in der ich japanische Musik der 70er und 80er sehr mag.

Im Club spiele ich je nach Laune und Veranstaltung basslastige Musik zwischen 120 und 160 BpM, meistens Footwork, Club und Trap, dazu wird immer etwas HipHop gestreuselt. Ich hätte allerdings auch große Lust mal eine Daytime- oder Afterhoursession mit weniger elektronischer Musik zu spielen. Meinen Stil würde ich genreunabhängig auf jeden Fall als sehr rhythmuszentriert beschreiben. Mit den Übergängen halte ich mich meist nicht zu lange auf und mache eher harte Switches, wenn dann allerdings mal zwei Tracks gut übereinander passen, finde ich das umso schöner.

Bei meinen Mixtapes habe ich oft einen Film im Kopf, den ich dann vertonen möchte. Mir ist es dabei wichtig, Spannungsbögen und auch Beziehungen zwischen den Tracks aufzubauen.

Und was kannst du uns zu dem Mix hier sagen?

Über das eigene Werk reden, na gut. Es ist eine knappe Stunde 140 BpM Clubmusik verschiedener Stile, mit vielen teils sehr reduzierten und samplebasierten Tracks, die sich gut in Vorbereitung auf das Wochenende hören lässt. Es war auf jeden Fall eine schwere Geburt, denn zuerst wollte ich irgendwie alle meiner Facetten zeigen, und das natürlich ohne sinnlos zusammenzuwürfeln. Dann aber habe ich entschieden, mich bewusst von einer anderen Seite zu präsentieren und so vielleicht auch neue Leute mit meinem Sound zu erreichen, deswegen habe ich auf Hip-Hop und Footwork verzichtet. Ein Hauptthema sind die verschiedenen Bassdrum-Patterns, die durch den ganzen Mix immer wieder zerstückelt und neu zusammen geführt werden, dazu kommen dann viele düster und industriell klingende Samples wie klirrende Katanas, Maschinensounds und immer wieder geloopte Vocalsnippets. Der Sound mäandert dann zwischen an Grime, Techno oder auch Ghetto House erinnernden Klängen und im Endeffekt bin ich nun recht zufrieden, dass alles fast wie aus einem Guss klingt.

Wie schätzt du die Dresdner Clubszene ein?

Als Clubbesucher kann ich mich dem vielen Lob für die Dresdner Szene nur anschließen! Es ist famos, dass wir hier so viele tolle Locations und Crews haben, die versuchen, sich gegenseitig zu unterstützen und immer wieder auch neue Dinge ausprobieren. Dieser teils familiäre Rahmen sorgt auch dafür, dass fast jeder seine Nische finden kann. Ich mag, dass nicht versucht wird, irgendwelchen Hypes hinterher zu laufen. Umgekehrt dauert es dafür manchmal vielleicht auch etwas länger, bis sich neue Sounds etabliert haben. Auch als DJ hat man oft das Gefühl, dass es sowohl Künstlern, Veranstaltern, als auch dem Publikum wirklich um die Musik geht, nicht nur darum, eine tolle Party zu feiern und Profite zu machen – das schätze ich über alle Maßen. Schade ist hingegen, dass dieser große Teil (sub)kulturellen Lebens noch nicht die Unterstützung durch die Stadt erfährt, die er verdient. Sabotage, LÖ14 und Freiraum Elbtal sind, überspitzt gesagt, nur einige der vielen Beispiele, wie in dieser angeblichen Kulturhauptstadt kulturelles Engagement abseits der Altstadt mit Füßen getreten wird.

Ist Dresden ein gutes Pflaster, um sich musikalisch zu entwickeln oder wünschst Du Dir mehr Unterstützung z.B. in Form von Workshops? Anders gefragt, können Talente in Dresden gedeihen? Wer hat Dir geholfen beim Lernen?

Ich empfinde Dresden auf jeden Fall als fruchtbaren Boden, auf dem die (Sub)Kultur in viele Richtungen wachsen und gedeihen kann. Gerade im Vergleich zu anderen Städten haben wir hier gut eingespielte Netzwerke aus Clubbetreibern, DJ-Crews und Veranstaltern, die es vielen Künstlern ermöglichen, sich zu präsentieren, mit neuen Leuten zusammen zu kommen und weiter zu entwickeln. Dass sich dabei alles, wie ich finde, sehr offen und wenig abgrenzend anfühlt, muss man der Szene hoch anrechnen. Die DAVE-Musikworkshops finde ich toll und würde mich daher auch abseits des Festivalzeitraums über mehr solcher Veranstaltungen freuen.

Das wichtigste beim Lernen und Sich-Weiterentwickeln ist das Zuhören bei Anderen. Ebenso muss man beständig den eigenen musikalischen Horizont erweitern, also nicht immer dieselben Tracks hören und spielen oder nur Sets hören, die klingen wie man selbst klingen möchte. Und zu guter Letzt  hilft es natürlich viel, wenn man Freunde hat, die die eigene Leidenschaft teilen und mit denen man sich austauschen kann. Auf dem Weg meiner „Karriere“ habe ich den Schritt vom Wohnzimmer zum ersten Gig als schwierigsten empfunden, es gibt schließlich schon viele DJs in der Stadt, die in „Reise nach Jerusalem“-Manier durch die fest etablierten Veranstaltungsreihen zirkeln. Um da erstmal wahrgenommen und später auch mal eingeladen zu werden, brauchte es dann ein-zwei Demomixe und alkoholisiert-unerschrockenes Ansprechen im Club. Hier könnte eine Plattform für Newcomer, wie bspw. der DAVE-DJ Contest, viel helfen.

Welche der Dresdner Talente schätzt du?

Bei den Crews sind das auf jeden Fall Funky Monkey, deren Parties besuche ich schon über 5 Jahre und die Jungs sind immer wieder grandios. Gleiches gilt für meine Freunde bei AMP//R und Pangaea, die mich schon früh unterstützt und in die Szene gebracht haben. Ansonsten mag ich auch die Veranstaltungen der PATH und Bartisch Troopers Crews. Als Liveacts/Produzenten schätze ich besonders Cuthead, Maltin Worf, Tharsis Shelter Unit und Scherbe. Bei den DJs fallen mir zu viele ein, deswegen unsortiert: Anna Adams, Bleckburk, Bronko, Bad Boy Baader, Gnista, FOLI, Igor Amore, Fabula, DJ Access, Nono, …

Wo kann man Dich demnächst erleben?

Einmal im Monat bei INFINITE SEQUENCE in der Koralle, wo ich endlich eine musikalische Heimat gefunden  habe. Die nächste steigt am 27. April. Ich bin wieder am 25. Mai dabei. Abseits davon bin ich auch im Radio aktiv und im April kommt ein kleiner Beitrag von mir über das DAVE Festival im Campusradio.

Letzte Worte?

Ich bedanke mich nochmal bei allen, die für mich gestimmt haben, meiner Freundin und meinen Freunden für ihre Unterstützung und auch DAVE, dass sie diese tolle Plattform geschaffen haben.

Tracklist:

Anz – Skeppy’s Chorus (Devils Mix)
Le Motel – Blood
Walton – Beyond
camin‘ – opaska
Thinktank – Salve
Venus X – Golden Girl (Kala Remix)
Fallow – Part Boiled
Murlo – DayBreak
Tony Goods & Slagz – Instagram Model
FoxMind – Heavy Duty Booty
Korzi – Cocaina Dub
Nobel – Cracking Knuckles
DJ Technics – Drive You Crazy ft. MS Peaches (UNiiQU3 Remix)
L-Vis 1990 – Ballad 4D VIP (Dehousy Edit)
LSDXOXO – Love Taps
Suspect Bitch – Dnt Wanna
Terror Danja & Champion – Bowsers Castle
Rizzla – Badmind Ha
Had Nothin – Lightjet
DJ Swisha Sweet – Monochrome Ting
DVST – Chaos 2.0
GRRL – Jungle Level
Swaggy Dolphin – Moombah 2 Wip
NA – Brass Bin Laden
Xemnas – Bezels
Rafa Maya – Bust
Miami Mais – Goose
Alfred English – Land Roverr
Phrixus – Lefe
Draft Dodger – Fuse
DJ Problem & Kayy Drizz – Drizzle Booty Bounce (UM Edit)
Jubilee – Pull Ova
Paully InnaCut – Drop That A$$
Ice Cavity – Club Pick Icey 100
Mala – Changes (Krueger Club Bootleg)
Digi – Addis Abeba
Boe Strummer – Vishuda
Sugur Shane – Buddah Vs Sugur (Kid Kamillion vs. Jesse Slayter Remix)
333 Boyz – Walk 4 Shakira.

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