Als einer der vielen fleißigen Bienchen aus der Palais Palett-Posse hat Harry Hancock einen Platz geschaffen, der das Herz jedes Subkulturinteressierten in dieser Stadt höher hüpfen lässt. Ein Effekt, der sich durchaus auch einstellt, wenn er als DJ in Dresden oder seiner Heimstadt Darmstadt aktiv ist. Oder wenn man diesen Podcast hier hört…
Hallo, ich bin ein DJ-Alias von Emil Weber, bestehe zum Teil aus seinem früheren Spitznamen und reime mich ein bisschen auf Herbie Hancock, so eine Funk-Legende aus den 70ern. Als Emil bin ich vor vier Jahren fürs Studium nach Dresden gezogen, war hier recht viel unterwegs und bin sehr dankbar für die Zeit.
Tief im Herzen bin ich nach wie vor DJ Mülltonne (shouts an Mike Dahnke). Irgendwann wollte das mal jemand nicht auf einen Flyer schreiben, daraufhin habe ich mir das mit dem Harry Hancock ausgedacht und bin wohl aufgrund der „Salonfähigkeit“ dabei geblieben. DJ Mülltonne ist jetzt so mein trashiges Alias, das abgeschwächte DJ Milletonnée (© Carl) ist für Bar-Tanz-Abende, Harry Hancock benutze ich dann am ehesten, wenn ich mal im Club spiele. Neulich hat mich aber auch jemand einfach so als Emil Weber auf ein Plakat geschrieben, da dachte ich, das wäre ja irgendwie das Ehrlichste. Naja, wie man an der Länge dieser Antwort erkennen kann, ist das ein viel zu großes Thema bei mir, aber man sucht sich seine Komplexe ja nicht aus.
Ja, das ist richtig. Ich glaube, in Darmstadt gab es immer mindestens ein Projekt und einige engagierte Leute, die die Club- und Subkultur hochgehalten haben. In neuerer Zeit war das vor allem der Neuwiesenweg, das Blumen und mittlerweile die Galerie Kurzweil. Letztere ist ein ziemlich ambitioniertes und cooles Clubprojekt für eine Stadt wie Darmstadt. Die Nähe zu anderen Städten im Rhein-Main-Gebiet ist aber auch immer schon prägend für die Szene, da ist man am Wochenende früher auch gerne mal ins Robert Johnson (Frankfurt/Offenbach) oder so gefahren. Prinzipiell ist es aber schon ganz anders da. Cleaner, etwas puristischer, straighter. Dafür auch festgefahrener und weniger experimentell, als ich das in Dresden erlebe. Aber ich kenne tatsächlich auch keine Stadt, in der so viele unterschiedliche Strömungen eng beieinander wohnen wie in Dresden. Da gibt’s halt im Sektor an einem Wochenende mal ein Metal-Konzert, am nächsten ne Goa-Party und am nächsten Techno. Das ist schön. In Frankfurt/Rhein-Main oder auch Leipzig habe ich zwar eher das Gefühl, am „Zahn der Zeit“ zu sein, aber das hat die Nebenwirkung, dass man diesem Zahn der Zeit auch immer irgendwie hinterher rennt. Das ist in Dresden glaub ich nicht so: während andere Städte da irgendwie schon auf einen Zug gesprungen sind, bummelt das hier so ein bisschen für sich, was durchaus seine Vorteile hat.
Hauptsächlich immer noch House und Disco in irgendeiner Form, je nach Anlass und Laune. Gerne etwas tropischer und prinzipiell eher lebensbejahend. In letzter Zeit viel Ambient und immer mal wieder ein bisschen Techno.
Puh, etwas zum Mix zu sagen wäre einfacher. Der ist kurz nach dem Nachtdigital entstanden, mit dieser Inspiration daher für meine Verhältnisse zum Teil etwas kühler und technoider. So eine vage Geschichte denk ich mir natürlich schon bei dem Mix und hoffe auch, dass man die hört. Aber das bleibt ja jedem selbst überlassen, ob und wenn ja, wie und was er da hört.
Das waren am Anfang ein paar Leute, die ein paar Freunde mitbrachten, um ein zugewachsenes Gelände aufzuräumen und wer weiß wie zu gestalten. Dadurch ist eine sehr heterogene Truppe von Menschen entstanden, die durch das gemeinsame Projekt befreundet sind. Diese Heterogenität ist etwas Schönes, wir sind dadurch sehr respektvoll und harmonisch im Umgang miteinander. Glücklicherweise waren bei dem anfänglichen Dunstkreis von Leuten viele dabei, die immer schon gerne Hobby-mäßig irgendwelche verrückten Sachen gebaut haben. Der Rest hat sich davon schrittweise inspirieren lassen oder hatte einfach andere Stärken 😉 Was daraus letztendlich wurde ist dann nach und nach, organisch entstanden.
Die meisten Antworten habe ich ja quasi schon vorweg genommen. Insgesamt sehr vielfältig und irgendwie unbeirrt. Dadurch, dass Dresden so ein bisschen ein eigenes Ding macht und auch geographisch etwas abgetrennt ist, besteht nicht so viel Austausch mit anderen Städten. Dafür ist es untereinander sehr familiär; von der gesamten Szene getragene Initiativen wie DAVE und TOLERAVE, sowas gibt es, glaube ich, nirgendwo sonst. Das geht auch nur, weil so gut wie alle sich hier ehrenamtlich engagieren – die Clubkultur ist also wenig kommerzialisiert und deshalb recht authentisch. Den kreativen Spielraum kriegen die Crews, das ist cool. Es gibt schon auch ein bisschen Arroganz hier gegenüber vermeintlich weniger entwickelten Musikstilen, aber ich denke das ist normal, auch wenn’s nicht sein muss. Ich weiß nicht, ob ich für immer hier sein wollen würde, aber bin super froh, dass ich gesehen hab, wie das alles laufen kann.
Für musikalische Entwicklung definitiv. Die Dichte an Musik-interessierten Menschen und interessanten DJs ist extrem hoch, außerdem ist es im Vergleich zu anderen Städten recht einfach, sich mit ein paar Leuten zusammenzuschließen und etwas zu veranstalten. Aber die Möglichkeiten sind immer begrenzt und vielen fällt es wahrscheinlich schwer, Zugang zur „Szene“ zu finden. Da ist es sehr förderlich, dass es eine von den Crews unabhängige Platform wie die eure gibt, bei der alle mitmachen können und die allen auch viel bietet. Ich hoffe, dass das genug Leute mitkriegen und wahrnehmen.
Bei mir waren es sehr viele verschiedene Einflüsse, obwohl Sam vom Palais mir anfänglich auf die Sprünge geholfen hat. Vieles Lernen wird denke ich nach wie vor durch Crews oder Freundeskreise passieren. Verbesserungsvorschläge an den Rahmenbedingungen, die ihr da schafft, hab ich aber keine. Jedes Jahr ein super Programm, danke für’s Engagement!
Einer der schönsten Aspekte hier in Dresden ist, zu beobachten, dass Inspiration oft weniger von bekannten Acts kommt, sondern dass man sich hier wirklich sehr viel lokal beeinflusst und inspirieren lässt. Da waren für mich zum Beispiel Jam-Sessions mit Tilman (& Selin) oder Georg J. augenöffnende Erfahrungen. Außerdem sind Philipp Demankowski und seine Balearic Sundays immer eine verlässliche Quelle für musikalischem Genuss. Gnista hat mich schon ein paar mal beeindruckt, von der erfahreneren Riege besonders Snigglz, Tiney und DNZ. Aber sehr viele andere habe ich auch noch nicht bewusst gehört…
Jetzt direkt am Samstag, den 7.10, im Internet bei der Dresden-Version vom RTS.fm-Stream. In 3D dann am 13.10, wenn die Stimmung im Keller ist, und am 14.10 bei der Mama said im Wettbüro. Das wird ein kuscheliges Neustadt-Wochenende.. Mal sehen was die fernere Zukunft so bringt ????
Chilly Gonzales – The Tourist
Lust For Youth – Lungomare
Roberto Musci – Woman of Water and Music
Lord of the Isles – Years Away
James Hadfield feat Danny Linton – Soak (Axel Boman Dubb)
Miltiades – A1 Untitled
Ability II – Pressure (Luca Lozano Remix)
Objekt – Needle & Thread
Perm – A1 Untitled
Leonardo Martelli – 03 23 (Notte)
Datassette – Dunno
Lawrence – Untitled (Bordeaux Remix)
Taro Tokugawa – Here My Dear
Gerd Janson & Shan – Gentle Pace
Tornado Wallace – Kakadu
Mind Lotion – Astro Girl
Andreas Vollenweider – Behind The Gardens
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