Ihr Name geistert seit diesem Jahr verlässlich durch die Dresdner Club-Lineups und auch beim DAVE Festival 2022 hat Alphonsine Koh, die in Singapur geboren ist, schon Spuren hinterlassen. Mit einer echt einzigartigen Genremischung von Disco bis Gabber, Bock auf Experimente und einer Herangehensweise ans Auflegen, die von ihrer Tätigkeit als visuelle Künstlerin inspiriert ist, sind ihre Sets stets kleine Kostbarkeiten. Kein Wunder, dass Alphonsine inzwischen auch bei der Midi Resident ist. Und auch als Produzentin ist sie unterwegs. Bald schon kommt die erste EP. Jetzt aber erstmal viel Spaß mit Mix und Interview.
Hallo! Ich bin Alphonsine Koh. Ich bin DJ, Produzentin und ein visuelle Künstlerin.
Ich bin auch Teil eines Kollektivs: „Respect The Artist Before“. Wir sind noch in der Entstehun, haben aber eine Vielzahl von Künstler*innen aus vielen Disziplinen in unserer Crew (Produzent*innen, Rapper*innen, Tänzer*innen und visuelle Künstler*innen).
Ich habe Bildende Kunst studiert, wobei mich Kunst im Allgemeinen schon immer angezogen hat. Als ich zwischen 13 und 18 war, habe ich zeitgenössischen Tanz gemacht und ich glaube, das hat auch meine Beziehung zum Körper, zu Bewegungen, Klängen und Emotionen vertieft.
Was hast Du Dir für den Mix hier überlegt?
Das ist ein emotionales, experimentelles und nostalgisches Mixtape – ich mische gerne Genres, aber hauptsächlich sind es Sounds, die mich im Moment inspirieren. Es erwarten euch jede Menge Breaks, Synthies, hohe Frequenzen und ätherisch gepitchte Vocals. Einige von ihnen sind auch meine Favoriten des Monats!
Wie bist du zum Auflegen gekommen?
Nun, ich glaube, ich war schon immer auf der Suche nach Underground-Künstlern und habe Musik mit meinem Umfeld geteilt. Ich war früher auf Indie-Musikfestivals unterwegs, bevor ich in Clubs und auf Partys ging. Dort gabe ich gespürt, wie es ist, sich beim Tanzen in der Menge zu verlieren und den Moment zu erleben, wenn die Knaller gespielt werden.
Gute Tracks sind wie Schätze für mich, und ich erkunde viele Genres, aber ich muss sagen, dass ich mich zur elektronischen Musik besonders hingezogen fühle. Wir alle kennen das Gefühl, wenn wir neue Musik und Künstler *innen hören oder entdecken, die uns umhauen. Musik ist ein so persönliches Erlebnis, und ich finde es toll, dass man dieses Gefühl auch anderen vermitteln kann, wenn man als DJ auflegt. Ich bin mir nicht sicher, ob das ein DJ- Klischee ist, aber angefangen habe ich mit Produzieren. Und durch das Teilen der Musik mit anderen, bin ich quasi zum zum DJ geworden.
Du bist seit kurzem Resident bei der Midi. Wie kam es dazu und wie hast du deinen ersten Gig dort erlebt?
Mein ganzer Dank geht an
Charles Washington! Er ist ein guter Freund, Choreograf und Tänzer, der mich mit Albrecht Wassersleben bekannt gemacht hat und mich zu meinem ersten Auftritt dort eingeladen hat. Es war auf eine gute Art und Weise überwältigend. Ich bekam so viel gutes Feedback und das Publikum war Feuer und Flamme. Ich war schon zu Besuch in Dresden, als ich noch in Singapur lebte, und ging auf Midi-Partys. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal bei der Midi spielen würde, geschweige denn, dass ich dort Resident werden würde. Ich bin wirklich gesegnet, so viel Unterstützung von allen um mich herum zu bekommen!
Wie würdest du deinen Stil beim Auflegen beschreiben?
Ich mache oft Genre-Bending, fange meist langsam an und bringe die Energie auf ihren Höhepunkt. Ich spiele eine Reihe von Geschwindigkeiten – alles bis zu 180 bpm und vielleicht bald auch mehr. Es macht einfach mehr Spaß, und es gibt auch mehr kreative Freiheit, als nur ein Genre zu spielen. Es hängt auch davon ab, wie ich mich fühle und was zum Set passt oder wofür ich gebucht werde.
Ich habe als DJ mit viel Disco, Indie-Disco und Funk angefangen. Das scheint ziemlich gut anzukommen. Es ist positive Musik, die für gute Laune sorgt. Ich verfeinere immer noch, was ich spiele, aber es ändert sich je nachdem, was ich finde und was mich anspricht. Bei härteren Tracks spiele ich gerne eine Mischung aus Goa, Trance, Techno, DnB, Hardcore und Gabber. DJing ist eine Performance und ich denke wie ein visueller Künstler. Ich stelle mir immer vor, wie ich ein Set erleben möchte und plane meine Sets entsprechend.
Du bist ja in Singapur aufgewachsen? Wie ist es um die dortige Clubkultur bestellt?
Genau. Es ist ein sehr vielfältiges und zukunftsorientiertes Land. Persönliche Stile und soziale Medien sind fest in der Kultur verankert, und es gibt viele bemerkenswerte Kreative in allen Bereichen. Nach der Pandemie explodierte die Szene für Raves, Kunstveranstaltungen und Underground-Partys. Die Partys enden zwar recht früh, aber wenn man weiß, wo man suchen muss, kann man auf jeden Fall eine gute Party finden.
Was macht für Dich eine/n gute/n DJ aus?
Musikauswahl, Umgang mit dem Publikum, Aufbau eines Sets, Technik und Unterhaltung. Es geht immer noch um die Musik, die man spielt, also sind Fähigkeiten nicht das Wichtigste, aber sie tragen dazu bei, wie gut man sein Set gestaltet. Ich arbeite aber immer noch daran, das Publikum zu unterhalten und freier zu tanzen 🙂
Wie schätzt du die Dresdner Clubszene ein?
Die Dresdner Clubszene ist einmalig. Sie ist berauschend und ermutigend. Ich finde es toll, wie sie immer wieder Künstler*innen mit unterschiedlichem Hintergrund einbeziehen und sich auf mehr Dinge als nur Musik selbst konzentriert. Die Leute lieben wirklich, was sie tun, und das merkt man. Es gibt so viele Kollektive, denen man beitreten kann. Man findet leicht Leute, die die gleichen Interessen haben und Musik, zu der man tanzen und feiern kann.
Ist Dresden ein gutes Pflaster, um sich musikalisch zu entwickeln oder wünschst Du Dir mehr Unterstützung?
Man kann sich in Dresden auf jeden Fall musikalisch weiterentwickeln. Das ist aber nie davon abhängig, wo man ist, sondern davon, was man tut, mit wem man sich umgibt und von wem man sich beeinflussen lässt. Denn woanders zu sein, außerhalb von Dresden zu spielen oder umzuziehen, bietet auch mehr Kontakt und Chancen zum Lernen, was immer ein Gewinn ist. Ich bin auch immer offen für Kollaborationen, Gigs oder B2B 🙂
Welche der Dresdner Talente schätzt du?
Cuthead und Purple Disco Machine. Das hat mich überrascht, als ich erfuhr, dass sie aus Dresden kommen!
Ansonsten die anderen DJs, Produzenten, Tänzer*innen und engen Freund*innen um mich herum – David Le Thai, DrunkenTom, DingDong, Nora Otte, The Midi Team und Happalé Collective. Alle haben mich auf die eine oder andere Weise inspiriert, mit dem, was sie sind, ihrem Handwerk und dem, was sie für die Szene tun.
Letzte Worte?
Vielen Dank, dass ihr mich eingeladen habt! Ich freue mich, euch mitzuteilen, dass ich meine erste EP, an der ich lange gearbeitet habe, Anfang 2023 veröffentlichen werde. Es wird noch viel mehr Musik, Partys und Kunst von mir und meinem Kollektiv im Jahr 2023 geben. Also haltet die Augen offen!
Tracklist